Verlage haben es mit ihren Online-Ablegern nicht leicht. Erst greifen sie scheinbar dem Printgeschäft die Leser ab, bieten Inhalte vorher an („online first“), kosten zu viel Ressourcen bei zu wenig Einnahmen und nun, wo sich die finanzielle Situation bergauf zu bewegen scheint, macht die Technik der Online-Verlagswelt einen Strich durch die Rechnung.
Schuld sind sogenannte Adblocker, also ein Plugin, welches Ads – also Werbung – schlicht ausblendet. Was den Nutzern blinkende und großflächige Werbung beiseite räumt und den Inhalt beim Lesen in den Vordergrund stellt, ist für die Verlage ein Problem. Diese werden nämlich für ihre Werbung nach Reichweite bezahlt. Nutzt ein Leser Adblocker, sieht er die Anzeigen nicht und taucht in der Reichweitenanzahl nicht werberelevant auf. Shit!
Eine Frage des Gebens und Nehmens
Verständlich also, dass Spiegel Online, FAZ.net, RP Online, Sueddeutsche.de, Zeit Online und Golem eine Kampagne gestartet haben mit der Bitte an die Leser, keinen Adblocker zu nutzen. Dass diese Kampagne nicht überall auf Verständnis stößt, ist aber ebenfalls verständlich. Warum sollte ein Nutzer der Werbeblocksoftware ausgerechnet für diese Online-Angeboten eine Ausnahme machen und den Popup- und Banner-Ansturm über sich ergehen lassen? Aus Sympathie zum Verlag, aber auf Kosten des Lesevergnügens? Wohl kaum. Nur wenige der (noch immer) wenigen Adblock-Nutzer werden auf den Lesekomfort verzichten wollen.
Nun, man könnte den Verlagen nahe legen, den Anteil der Werbeplätze im Verhältnis zum Inhalt zu verringern. Aber erfolgsversprechend ist dieser Weg mitnichten. Sinnvoll wäre ja immerhin eine Reduzierung von Popups, also nervigen Anzeigen, die sich gleich zu Beginn oder beim Lesen plötzlich über den Text lesen. Andere Anzeigen, die den Lesefluss und die Übersichtlichkeit nur wenig beeinflussen, stören nicht wirklich. Würde letzteres umgesetzt werden, hätten die oben genannten Verlage wenigstens einen plausiblen Grund, die Nutzer von Adblockern zum Abschalten zu bewegen. Die Argumentation, Werbung sei für das Geschäft existenziell, also lasst sie bitte auch anzeigen – egal wie nervig – zieht halt nicht. Die Argumentation, Anzeigen sind für das Geschäft existenziell, werden aber das Lesevergnügen nicht entscheidend negativ beeinflussen, also lasst sie bitte auch erscheinen, könnte auf Verständnis stoßen und Wirkung zeigen.